New Work, Big Data, künstliche Intelligenz, Cloud-Computing: Die Digitalisierung in der Wirtschaft schreitet immer weiter voran. Heutzutage gibt es beinahe kein Unternehmen, welches nicht von den technischen Veränderungen der Digitalisierung betroffen ist. Doch aktuelle Studien belegen, dass trotz Fortschritten noch immer großer Nachholbedarf im deutschen Mittelstand besteht.
Die Digitalisierung bringt zahlreiche positive Aspekte für Unternehmen mit sich. So sorgen moderne Technologien für mehr Effizienz, steigern die Produktivität, minimieren Fehlerquellen und sparen wichtige Zeit und Kosten ein. Die Digitalisierung wird somit immer mehr zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Dennoch sträubt sich insbesondere der für die deutsche Wirtschaft so wichtige Mittelstand gegen die Einführung zahlreicher moderner Technologien. Denn obwohl im Zuge der Corona-Pandemie auf digitale Strukturen und neue Konzepte umgestellt werden musste, zeigen Studien, dass deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung im Vergleich zu Nachbarländern immer noch eher schlecht abschneiden.
Aktuelle Zahlen zur Digitalisierung
Deutsche Unternehmen schneiden in verschiedenen Studien zur Digitalisierung im internationalen Vergleich regelmäßig schlecht ab. Während im Zuge der Corona-Pandemie zwar bereichsübergreifend Fortschritte verzeichnet werden konnten, zeigen aktuelle Studien erneut, dass die Digitalisierung in Deutschland nur schleppend vorangeht. So zeigt der Digitalisierungsindex 2022, welcher vom Institut der deutschen Wirtschaft und der IW Consult im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie jährlich erstellt wird, dass die Wirtschaft in Deutschland im Vergleich zum Jahr 2021 nur geringfügig digitaler geworden ist.
Der Digitalisierungsindex stieg nämlich nur marginal um einen Punkt von 107,9 auf 108,9 Punkte. Während 2021 also noch ein starker Anstieg zu vermerken war, stagnierte die Digitalisierung 2022. Die Studie verdeutlicht dabei, dass große Unternehmen zu den Vorreitern zählen, während bei KMU noch großer Nachholbedarf besteht. Außerdem zeigt sich ein Gefälle bei den Branchen: Während Banken, Versicherungen sowie die Informations- und Kommunikationsbranche bei der Digitalisierung ganz vorne liegen, schwächeln vor allem die Bau- und Handelsbranche. Als Gründe für die langsam voranschreitende Digitalisierung nennen Unternehmen dabei den hohen Investitionsbedarf, die Angst vor unberechtigtem Zugriff auf sensible Unternehmensdaten, Zeit und Personalmangel sowie rechtliche und regulatorische Bestimmungen. Das Ergebnis der Studie zeigt also, dass der Digitalisierungsgrad vor allem im deutschen Mittelstand noch relativ gering ist, doch es gibt auch Fortschritte.
Hier gibt es Fortschritte
Start-up-Boom
Start-ups sind bei der Nutzung von modernen Technologien klare Vorreiter. Hierbei handelt es sich um junge Unternehmen, die mit innovativen Technologien und Ideen und/oder mit neuen Geschäftsmodellen den Markt revolutionieren und ein hohes Wachstum anstreben. Insbesondere die Banken- und Versicherungsbranche hat durch den Eintritt zahlreicher Fintechs einen großen Digitalisierungsschub erlebt. Die jungen Unternehmen überzeugen dabei mit schnellen, intuitiven und digitalen Lösungen, mit denen Produktionsabläufe effizienter gestaltet, Produktionspreise gesenkt und flexibler auf Veränderungen reagiert werden kann. Dabei setzen Start-ups nicht nur bei ihren Produkten und Dienstleistungen auf moderne Technologien, sondern auch bei ihrer Arbeit: so zeichnen sich Start-ups durch eine starke Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse aus. Digitale Start-ups bieten somit technologisches Know-how, welches für KMU besonders wichtig wäre. Kooperationen zwischen Start-ups und KMU könnten somit die Digitalisierung im deutschen Mittelstand wesentlich vorantreiben.
New-Work-Konzepte
Ob Home-Office, Remote Work oder Workation: Mobiles und hybrides Arbeiten wird nicht nur bei Erwerbstätigen, sondern auch bei Arbeitgebern immer beliebter. Während sich New-Work-Konzepte in vielen Unternehmen im Zuge der Corona-Pandemie aus der Not heraus etabliert haben, ist es nun immer selbstverständlicher, zeit- und ortsunabhängig zusammenzuarbeiten. So stellt New Work für knapp die Hälfte der Unternehmen ein festes Arbeitsmodell dar. Unternehmen setzen dabei gezielt digitale Lösungen wie Web- und Videokonferenztools, Messenger-Tools sowie Cloud-Dienste zur Kommunikation und Prozessoptimierung ein.
Diese Entwicklung hat den zusätzlichen positiven Effekt, dass Unternehmen nachhaltiger werden und Emissionen reduzieren. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen, wodurch auch Unternehmen, die sich bislang widersetzen, New-Work-Konzepte einführen müssen. Denn für immer mehr Erwerbstätige werden eine ausgewogene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit von Remote Work zu einem Auswahlkriterium für Unternehmen werden.
Bereitschaft zur Investition
Obwohl immer noch großer Nachholbedarf bei der Integration moderner Technologien besteht, hat das Thema Digitalisierung beim deutschen Mittelstand zumindest höchste Priorität. So möchten mittelständische Betriebe zukünftig mehr in digitale Projekte investieren – es wurde erkannt, dass Digitalisierung kein Selbstläufer ist. Digitalisierung erfordert dabei neben Investitionen in Hardware und Software aber auch einschlägiges Know-how sowie die Bereitschaft, Prozesse umzubauen. Ein Bereich, der dabei lange Zeit besonders vernachlässigt wurde und heute einen starken Digitalisierungsschub erfährt, ist die Buchhaltung. Während es in vielen Unternehmen lange Zeit üblich war, Belege manuell in Schuhkartons zu sammeln, abzuheften und in Ordner abzulegen, gibt es heutzutage eine Vielzahl an Softwares und Apps, um die Buchhaltung komplett papierlos zu gestalten. Diese Investition sorgt für enorme Zeit- und Kosteneinsparungen in Unternehmen, da die Digitalisierung mehr Transparenz, Effizienz und eine Reduktion der Fehlerquellen mit sich bringt.
Fazit
Deutsche Unternehmen haben im Bereich der Digitalisierung noch viel Platz nach oben. Doch wenngleich die Digitalisierung im deutschen Mittelstand im Vergleich zu anderen Ländern noch eher schlecht ist, zeigt sich, dass die Bereitschaft zur Digitalisierung bei mittelständischen Unternehmen hoch ist. So investieren immer mehr etablierte Unternehmen bewusst in moderne Technologien und setzen auf digitale Arbeitsmodelle, während Start-ups mit digitalen Lösungen und innovativen Geschäftsmodellen den Markt aufmischen. Kooperationen zwischen KMU und Start-ups könnten dabei einen wichtigen Treiber bei der weiteren Digitalisierung des deutschen Mittelstands darstellen und die Position deutscher Unternehmen in Zukunft stärken.