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Mount Rainier – die Revolution der Wechselmedien?

von Hardwarejournal

Seit vielen Jahren wird er erwartet und ist doch nicht gekommen: ein würdiger und vor allem tauglicher Nachfolger der guten alten Diskette. Dabei ist es nicht so, dass es niemand versucht hätte, das 3½ Zoll-große Plastikgehäuse mit seinen inzwischen viel zu kleinen 1,44 MByte Speicherkapazität vom Thron zu stoßen.

Potenzielle Nachfolger gab es viele, aber keiner dieser Prinzen hat sich bis heute durchgesetzt. Warum dies so ist, darüber lässt sich lange spekulieren und diskutieren. Ein wesentlicher Aspekt ist zweifelsohne, dass die meisten Anwärter neue Laufwerke nötig machten und damit meist auch neue Medien. Die waren teuer und rechneten sich somit meist nur in professionellen Umgebungen wie bei grafischen Betrieben oder in der Multimediabranche.

Daten per Drag & Drop auf das Laufwerk ziehen

Es wurde also Zeit, einen neuen Weg zu gehen und eine Softwarelösung zu suchen, die möglichst weitgehend kompatibel zu verfügbaren Laufwerken ist. Eben diesen Weg ist der jüngste Sprössling in der Familie der Speichermedien gegangen: Er heißt Mount Rainier und ist letztlich nur eine Softwarelösung, die herkömmliche CD-Laufwerke immerhin zu Lesegeräten macht. Wer schreiben möchte, benötigt dafür ein Mount Rainier-fähiges CD-RW-Laufwerk. Da sich inzwischen alle großen Hersteller zu diesem Standard verpflichtet haben, ist davon auszugehen, dass er bald von allen CD-RW-Brennern unterstützt wird. Der erste weltweit 100-prozentig kompatible Brenner ist der Mitsumi CR 480A TE.

Die Mount Rainier-Initiative hat dazu geführt, dass Disketten- und CD-ROM- Laufwerk zu einem multifunktionalen Laufwerk zusammengewachsen sind: Es liest CD-ROM-, CD-R- und CD-RW-Medien und beschreibt CD-RWs im neuen Mount Rainier-Format. Die Funktionalität der Diskette wird mit zeitgemäßen Kapazitäten ergänzt und traditionelle Mastering-Methoden können bei Bedarf weiter angewendet werden.

Der Mount Rainier-Standard ermöglicht endlich den Medienaustausch mit einer großen Anzahl herkömmlicher CD-ROM-, DVD- und CD-RW-Laufwerke und garantiert außerdem die lang ersehnte Lesbarkeit auf allen gängigen Betriebssystemen. Die Sterne für die Zukunft dieses Standards stehen gut, denn mittlerweile bekennen sich über 40 Unternehmen zu Mount Rainier und richten ihre Hard- und Softwareprodukte danach aus.

Das Leistungsspektrum von Mount Rainier

Mount Rainier bietet spezielle Features für die Firmware eines CD-Brenners: CD-Rohlinge werden in einem neuen Dateisystem formatiert und das Laufwerk mit neuen Funktionen ausgestattet. Ein Mount Rainier-fähiges CD-RW-Laufwerk funktioniert für den Anwender genau so unkompliziert wie eine Festplatte oder eine Diskette: Das Laufwerk lässt sich anklicken (als Laufwerksbuchstabe im MS Explorer oder Icon auf dem Mac Finder) und öffnen. Daten können wie gewohnt umbenannt, gelöscht, gezogen, kopiert oder per “speichern unter” auf der CD abgelegt werden (Drag&Drop).

Das Laufwerk formatiert einen frischen Rohling im Hintergrund. Das passiert für den Anwender unsichtbar und ohne Zeitverlust. Es ist dadurch möglich, eine neue, unformatierte CD-RW bereits nach weniger als 45 Sekunden zu beschreiben, auch wenn der Formatierungs-Vorgang im Hintergrund noch läuft. Außerdem kann man andere Anwendungen benutzen, während die CD formatiert, beschrieben oder beendet wird. Eine zusätzliche Software oder eine komplizierte Mastering- Anwendung ist somit weder zum Formatieren noch zum Beschreiben notwendig. Wird die CD ausgeworfen, bevor der Formatierungs-Vorgang abgeschlossen wurde, ist die CD dennoch lesbar. Die Formatierung wird an der notwendigen Stelle fortgesetzt, nachdem die CD erneut eingelegt wurde.

Ausgefeilte Datensicherheit

Bisher war das Wiederbeschreiben von CD-RWs nicht immer sicher, denn Daten konnten verloren gehen. Mount Rainier hat daher eine neue Fehlerverwaltung: Bei einem Medium mit fehlerhaften Speicherblöcken, wird der defekte Sektor beim Beschreiben ausgespart und stattdessen ein anderer freier Sektor verwendet. Ursprünglich konnten CD-RW-Medien nur für eine begrenzte Zahl von überschreibungen verwendet werden. Das Inhaltsverzeichnis auf der CD, das jedes Mal beim Löschen oder Kopieren von Daten aktualisiert wurde, konnte durch den häufigen Gebrauch zerstört werden und die Dateien waren dadurch für den Anwender nicht mehr lesbar.

Mount Rainier bietet eine Cache Funktion, in der die Daten zwischengespeichert werden. Dadurch wird das Verzeichnis seltener aktualisiert und der Rohling geschont. Die mögliche Zahl der Neubeschreibungen eines CD-RW-Mediums wird dadurch bedeutend erhöht. Gegenüber der sonst üblichen 64KByte Block-Adressierung bei Packetwriting-Anwendungen nutzt Mount Rainier eine deutlich kleinere Blockgröße von 2KByte. Das erlaubt eine effizientere Speicherung und erhöht dadurch die Kapazität des Mediums.

Umfassende Kompatibilität

Mount Rainier verwendet ein neues Dateisystem, das auf UDF (Universelles Datenträger Format und Dateisystem) basiert. UDF ist eine Schlüsseltechnologie, der der internationale Optical Disk Format Standard zu Grunde liegt. Basierend auf dem ISO 1 -13346-Standard und auf den OSTA 2 -Umsetzungsrichtlinien für Medienaustausch, stellt das UDF-Format sicher, dass CDs ordnungsgemäß auf allen Arten von Computersystemen und Spielkonsolen benutzt werden können. Es verhängt spezielle Regeln darüber, an welcher Stelle Daten auf der CD abgelegt werden sollen.

Das darauf basierende Mount Rainier-Dateisystem (UDF 2.0.1) wurde von den führenden Betriebssystem- und Hardwareherstellern als neuer Standard anerkannt und der gilt sowohl für CD-RW-Medien als auch in Zukunft für DVD-RW-Medien. Noch in diesem Jahr soll dieser Standard auch in die gängigen Betriebssysteme MS Windows und Mac OS integriert werden. Die mit Mount Rainier hergestellten CD-RWs sind dadurch in allen gängigen Laufwerken und Betriebssystemen lesbar und somit unter Anwendern beliebig austauschbar.

Die Umstellung auf Mount Rainier

Um Mount Rainier zum Beschreiben von CD-RWs nutzen zu können, benötigt der Anwender ein Mount Rainier-fähiges Laufwerk und bis zur Integration der Mount Rainier-Vorgaben in die Betriebssysteme eine spezielle Software (zum Beispiel Neros InCD 3.X, die Anfang Juni auf den Markt kommt oder SAIs WriteCDMRW! Pro V 3.0, die rund 87 EURO kostet).

Kostenloses Lese-Utility

Bislang können im Mount Rainier-Dateisystem formatierte CD-RWs nicht von herkömmlichen Laufwerken gelesen werden. Obwohl UDF weitestgehend von der Computerindustrie als Formatierungsstandard für optische Medien übernommen wurde, arbeiten die verschiedenen Betriebssysteme noch mit unterschiedlichen Levels von UDF. Auch von Softwareherstellern mitgelieferte UDF-Anwendungen entsprechen nicht immer in vollem Umfang dem Standard. Die daraus resultierenden Kompatibilitätsprobleme führen dazu, dass selbst ein im Mount Rainier-UDF- Format beschriebenes Medium nicht auf jedem Computer lesbar ist. Das Lese Utility ReadCDMRW! installiert sich in MS Windows oder Mac OS als ein spezieller “Filter” Treiber und unterstützt sämtliche UDF-Versionen (v1.0.2, 1.5, 2.0, 2.0.1, plus dem speziellen Mount Rainier-4Format).

Wird eine CD-MRW in ein herkömmliches CD-ROM-, CD-RW- oder DVD-ROM-Laufwerk eingelegt, erkennt der Treiber den Typ und die Version des Formates und macht die Daten im Windows Explorer oder Apple Finder als “Read only”-CD lesbar und kopierbar. Wird eine anders formatierte CD-RW eingelegt, erlaubt der ReadCD-MRW!-Treiber der passenden Software die Kontrolle zu übernehmen. Der Treiber ist kompatibel zu MS Windows 2000, XP, 98 und ME sowie zu Apple Mac OS ab Version 8 und unterstützt die meisten MMC-2 kompatiblen Laufwerke. Weil Windows 95 und NT 4.0 UDF nicht unterstützen, ist für diese Windows Betriebssysteme die Unterstützung mit dem Utility ReadCD-MRW! V2.0 verfügbar, das allerdings nicht kostenlos zur Verfügung steht.

Die Mount Rainier Group

Compaq, Microsoft, Philips und Sony schlossen sich zu einem Konsortium zusammen, um einen neuen Standard auf den Weg zu bringen, der das Speichern auf wiederbeschreibbaren CDs vereinfacht. Der neue CD-Brenner-Standard wurde benannt nach dem Berg Mount Rainier im US Bundesstaat Oregon, an dessen Fuß das Microsoft Hauptquartier liegt.

Verfügbare Laufwerke und Technik

Microsoft hat im Januar 2002 eine erste Testreihe (1st Plugfest) mit CD-RW- Laufwerken unterschiedlicher Hersteller unternommen, um die Mount Rainier-Fähigkeit zu überprüfen. Teilnehmer waren unter anderem Mitsumi, Yamaha, Teac und Plextor. Die Laufwerke wurden der so genannten Mount Rainier Test Suite unterzogen. Dabei wurden alle wichtigen Mount Rainier-Funktionen getestet: obligatorische Kommandos, Formatierungseinheiten, GAA Adressierung und Early Eject. Außerdem wurde die Belastbarkeit der Laufwerke getestet. Bis auf das Mitsumi CR 480A TE versagten alle getesteten CD-RW-Laufwerke in mindestens zwei Punkten. Damit ist Mitsumis 32-fach Brenner das bislang einzige Mount Rainier-fähige CD-RW-Laufwerk auf dem Markt. Solch ein Laufwerk nennt sich CD-MRW-Laufwerk, die nach Mount Rainier-formatierte CD nennt sich CD-MRW. Als bedeutender Lieferant von Laufwerken an Marken-PC-Hersteller (OEM) hat Mitsumi mit SAI, dem Marktführer in UDF-Dateisystem-Technologie, eng zu-sammengearbeitet, um den CR 480A TE 100-prozentig Mount Rainer-konform zu machen.

Auch Besitzer von Mitsumis 24-fach Brenner CR 4809 TE können in den Genuss von Mount Rainier kommen. Auf www.mitsumi.de steht ein Firmware-Update (CR 4809 TE Firmware Flash Upgrade 1.0e) zum kostenlosen Download bereit, dass den CR 4809 TE zu einem Mount Rainier-fähigen Laufwerk erweitert. Einziger Unterschied: Der Rohling muss zuvor einmal komplett formatiert werden, um Daten unkompliziert und schnell per Drag&Drop darauf sichern zu können.

Quelle: Mitsumi  / Juli 2002

Veröffentlicht:18. Dezember 2010

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